Mit Social Recruiting neues Fachpersonal finden?
Beeindruckende 5,8 Millionen Kilometer Leitungsbahnen haben wir im Kopf. Insbesondere unser Frontalhirn befähigt uns zu einer langen Liste an Fertigkeiten und Verhaltensweisen. Diese brauchen wir, um uns tagtäglich in unserer Berufswelt einzusetzen. Im Gesundheitswesen, um kranke oder verunfallte Menschen zu retten und zurück ins Leben zu begleiten. Gesucht sind darum zuverlässige Fachkräfte. Finden lassen sich diese dort, wo sie sich aufhalten. Zum Beispiel in sozialen Medien. Wirklich? Wir schauen genauer hin.
Soziale Medien als neue Fundgrube für Fachkräfte? Das Wichtigste gleich am Anfang: Soziale Medien ersetzen nicht die klassische Personalsuche. Sie können diese aber ergänzen. Wer via bewährte Stellenplattformen wie hospital-jobs.ch sucht, erreicht Fachkräfte, die ganz gezielt suchen. Das ist bei den sozialen Medien anders.
Fachkräfte suchen dort, wo Stellenangebote sind
"Wer sucht, der findet." lautet ein altes Sprichwort. Und wer aktiv einen Job sucht, wendet sich oft an das Naheliegende: an Online-Stellenplattformen. Nun gibt es neben dem aktiv suchenden Personal auch noch welches, das im bestehenden Job unzufrieden ist. Loyale Mitarbeitende, die nicht so schnell einen Jobwechsel anstreben, geschweige denn überhaupt daran denken. Oder andere, die durch eine Weiterbildung noch an den bestehenden Arbeitgeber gebunden sind und nur dann und wann an eine berufliche Neuorientierung denken. Und dann sind da noch die Spontanen. Die nicht wissen, dass eine spannende Stelle offen ist, aber umgehend handeln, wenn sie sich finden lassen oder gefunden werden.
Unsere Gegner in den sozialen Medien sind die enorme Informationsflut und der Alltagsstress, die die Zielgruppe eindecken und ablenken.
Auch wenn wir 5,8 Millionen Leitungsbahnen in unserem Hirn haben, kann niemand mehrspurig denken, sondern nur eins nach dem anderen aufnehmen.
Technische Möglichkeiten können oftmals mehr, als unser Menschsein aufnehmen kann. Deshalb ist nicht die Frage nach dem Wieviel, sondern nach der Kompatibilität wichtig. Wieviel an Informationen können wir in der Schwemme der sozialen Medien überhaupt aufnehmen?
Mitstreiter der sozialen Medien sind der Überraschungseffekt, die Offenheit der potenziellen Zielgruppe und die Reichweite.
Alle diese Personen werden durch "Zufall" und künstliche Intelligenz abgeholt und zwar dort, wo sie gerade sind.
In der Regel ist die Qualität eines Erstkontakts in sozialen Medien klein. Es braucht oft mehrere Touchpoints, um eine Person wirklich zu erreichen. Und sowohl in den Stellenportalen, wie auch in sozialen Medien braucht es vor allem eines: Stelleninserate mit klaren und eindeutigen Botschaften.
Es ist eine Frage von Sekunden, ob ein Inserat die erwünschte Wirkung zeigt. Und zwar in sozialen Medien und auf Jobplattformen.
Um bei einer nicht suchenden (!) Zielgruppe ein erstes Mal Interesse zu wecken, eignen sich soziale Medien gut. Im klassischen Online-Marketing dienen soziale Medien dazu, den Bekanntheitsgrad zu steigern. Daraus entsteht eine Nachfrage, die dann via Jobportale oder Suchmaschinen beantwortet wird.
Wie wichtig sind soziale Medien im Personal Recruiting?
Damit soziale Medien im Personal Recruiting erfolgreich sind, braucht es eine entsprechende Denkhaltung, eine Offenheit. Sowohl Unternehmen wie auch Mitarbeitende müssen bereit sein, sich in soziale Medien einzudenken, bzw. sich einzuleben. Diese Denkhaltung ist sowohl bei der Aktivität als auch bei der Themenwahl (Konzept) ersichtlich und spürbar.
Heute ist es möglich, mit künstlicher Intelligenz (KI) gewisse Arbeiten zu erledigen. Zum Beispiel die Formulierung der Ausschreibung und die Platzierung in den wichtigen Kanälen. KI ist immer so gut, wie sie mit aktuellen Daten gefüttert wird.
Darum muss der Rekrutierungsprozess laufend evaluiert und, wenn nötig, die Arbeit des KI-Bots justiert werden.
Keine Rolle spielt künstliche Intelligenz bei Google. Google hat sich klar gegen KI-Inhalte ausgesprochen und versucht, den "minderwertigen" Inhalt aus menschlich Erstelltem herauszufiltern.
Wie im normalen Marketing gilt auch beim Social Recruiting, dass der Bekanntheitsgrad und das Image einen grossen Einfluss auf die Reaktionen von potenziellen StellenbewerberInnen haben.
Will heissen: Einmal ist keinmal. Ein solcher Prozess braucht einfach etwas Zeit und Geduld.
Bei "Mehr Potenzial" und KI genauer hinsehen - kritische Punkte
Wie heisst es so schön: "Das eine tun und das andere nicht lassen." Diese Weisheit gilt auch hier. Künstliche Intelligenz bringt uns einige Erleichterung in den täglichen Anforderungen. Doch sie muss gut überwacht werden.
Ist sie falsch programmiert, greift sie auf zu alte Daten zu oder es werden potenzielle Bewerbende nicht berücksichtigt. KI kann nur erfüllen, was wir ihr vorgeben.
Ein weiterer Punkt ist das Potenzial. Es ist möglich, dass man in sozialen Medien ein paar Millionen erreicht, so sagt es zumindest die Statistik und solche Beispiele kursieren auch in diesen Medien selbst. Doch das Fazit ist jeweils ernüchternd, wenn schlussendlich keine Reaktion erfolgt.
Eine hohe Reichweite ist noch keine Garantie für Anfragen.
Wo das Bedürfnis fehlt, ergeben sich logischerweise nur geringe Anfragen. Man kann den Hund nicht zum Jagen tragen. Es braucht eine Sogwirkung. Es braucht Argumente, ein gutes Image und ein konkretes Bedürfnis.
Allerdings sind die Kosten in sozialen Medien relativ tief, sodass eine bilaterale Strategie zu den üblichen Stellenplattformen möglich ist.
Ganz zu Ende denken
Mag sein, dass man in sozialen Medien neues Personal gewinnen kann. Doch eigentlich müsste man eine Studie machen, die aufzeigt, wie lange dieses Personal im Job bleibt . Wer sich von einem neuen Job überraschen lässt, lässt sich ein wenig später vielleicht wieder von einem neuen Job überraschen. Es ist wie im Krimi: Das Entscheidende ist das Motiv. Das kann sich auch auf die Dauer des Anstellungsverhältnisses auswirken. Wer selbst sucht, meint es ernst. Wer überrascht wird, vielleicht nicht. Genau das nützt niemandem.