Welche (unbewussten) Ziele haben Sie in Ihrem Job?
Wer eine Jobanstellung bekommt, erhält auch Zielvorgaben seitens des Arbeitgebers. Als Mitarbeitende haben wir einen Leistungsauftrag, den wir mit den vorhandenen Mitteln bestmöglich erfüllen sollen. Was oft vergessen geht, ist, welche Ziele Mitarbeitende selbst haben. Denn diese können grossen Einfluss auf die erwünschte Leistung haben.
Gegensätzliche Ziele können sich gewaltig konkurrenzieren. Wer zum Beispiel in einem Teilzeitjob arbeitet und gleichzeitig plant, sich beruflich selbstständig zu machen, hat zwei Herzen in der Brust. Es gibt Situationen, wo sich verschiedene Ziele gegenseitig sabotieren können. Wenn der Arbeitgeber zum Beispiel mehr Arbeitszeit wünscht, der Arbeitnehmer jedoch Zeit für seine nebenberuflichen Ziele benötigt, die er gerne vorantreiben möchte. Die Folge sind zunehmende innere Spannungen beim Arbeitnehmer. Spannungen, die sich mittelfristig auf dessen Leistung und Aufgaben auswirken können.
Deshalb ist es wichtig, eigene und fremde Ziele zu kennen. Denn die haben vielleicht mehr Einfluss auf unsere Motivation und Leistung, als uns bewusst ist.
Zielen auf den Grund gehen
Nicht immer sind wir uns unserer Ziele bewusst. Seit unserer Kindheit haben wir, wohl meistens unbewusst, Strategien entwickelt (sogenanntes Schutzstil- und Agency-verhalten, IBP-Modell, Winterthur), mit denen wir Schmerzen vermeiden, mehr Aufmerksamkeit erhalten (sei es positiv oder negativ) und Ziele (in der Opfer- oder Gewinnerrolle) erreichen möchten.
Unser Innenleben ist äusserst vielseitig. Je mehr Stress wir bewältigen müssen, desto weniger nehmen wir uns selbst wahr. Die Verbindung zu unserem Körper und zu unseren Emotionen wird mehr oder weniger gekappt. Wenn die Tatsache droht, Leistungsziele nicht erreichen zu können, übergehen wir uns oft selbst. Aus Angst vor dem Verlust unseres Ansehens vor anderen oder vor uns selbst. Oder unseres Jobs und damit unseres Versorgungssystems.
Sind wir angstgesteuert oder motiviert?
«Wenn du wissen willst, was du willst, musst du schauen, was du tust.» (Theo Schoenaker, Individualpsychologe)
Schauen, was wir tun
Behandelt der Mitarbeitende aus unserem Beispiel seine angehende eigene Firma bevorzugt oder stellt er sie zugunsten seines Arbeitgebers hinten an? Es gibt zahlreiche kleine Dinge, die unsere Ziele offenlegen.
Dies kann sich äussern sich in:
- der Bereitschaft, Überzeit zu leisten («Ich will nach Hause, weil ich am Abend noch etwas vorbereiten muss.»)
- der Qualität der geleisteten Arbeit («Mit weniger Aufwand reicht es auch.»)
- der Karriereplanung («Ich leiste Überdurchschnittliches, um mich für eine Kaderstelle zu empfehlen.»)
- der Patientenbetreuung («Ich gehe nach Arbeitsschluss nochmals zum Patienten X. Das tut ihm - und vor allem mir - sicher gut.»)
- übergenauer Arbeitsweise («So kann ich Fehler verhindern und es steht keine Kritik - insbesondere an meiner Leistung - an.»)
- im Umgang mit Vorgesetzten («Von dieser Person lasse ich mir nichts vorschreiben.»)
Wichtig:
- Negative Ziele müssen nicht bewusst gegen andere gerichtet sein. Sie spielen auch bei Überforderung oder zum Schutz der eigenen Persönlichkeit eine Rolle.
- Wir selbst sind es, die dem Erlebten eine Bedeutung geben.
- Je nachdem, in welcher Grundstimmung wir uns befinden wird unsere Wahrnehmung eher positiv oder eher negativ sein.
- Jegliches Feindbilddenken und negative, andere Personen schädigende Ziele sind fehl am Platz. Diese haben eine zerstörende Wirkung und können auch dem Ausführenden selbst kurz- bis langfristig grossen Schaden zufügen.
Ziele erkennen, einschätzen und verändern
Wenn wir unsere unbewussten Ziele erkennen, können wir sie mitgestalten und so unsere Lebensqualität steigern. Positive Ziele sind ermutigend und fördern in der Regel die ganze Gesellschaft.
Nachfolgend einige Beispiele positiver Umformulierung.
- Aus: «Ich lasse mir von dieser Person nichts befehlen» entsteht das Ziel: «Was kann ich von dieser Person und ihrer Denkweise lernen?»
- Aus: «Mit weniger Aufwand reicht es auch» entsteht das Ziel: «Wo ist ein gutes Mass zwischen perfekt und ungenügend?» oder «Kenne ich die Gefahren einer ungenauen Arbeitsweise?»
- Aus: «Ich gehe nach der Arbeit nochmals zum Patienten X. Das tut ihm - und vor allem mir - sicher gut.» wächst die Erkenntnis «Mit einer achtsamen und zugewandten Behandlung signalisiere ich bereits grosse Wertschätzung.»
Ziele erkennen und einschätzen ist das eine. Sie zu verändern braucht etwas Zeit und Geduld mit sich selbst. Veränderung führt zuerst oft in eine innere Unsicherheit, bevor sich Perspektiven und Motivation einstellen.
Wer die befreiende Wirkung von positiven Zielen erkannt und erlebt hat, wird diese Verhaltensweisen weiterhin gerne beibehalten.