Vom Fachkräfte-Mangel zur Fachkräfte-Chance!

Fachkräftemangel, dieser Begriff ist inflationär geworden. Man kann ihn fast nicht mehr hören. Überall mangelt es an Fachpersonal, so heisst es. Und die Gründe? Vielseitig! Eine sofortige Verbesserung ist nicht möglich. Erste Samen zu säen hingegen schon.

Mangel bedeutet, dass wir von etwas zu wenig haben. Es kann aber auch bedeuten, dass unsere Erwartungen schlichtweg zu hoch sind. Unerreichbar. Für uns und für andere. Auch wenn wir noch so wollen.

Der einfachste Weg ist immer, andere für das eigene Unvermögen verantwortlich zu machen. Schwieriger ist es, selbst zu handeln. Das bedeutet, aus dem Fachkräftemangel eine Fachkräfte-Chance zu machen. Es bedeutet, anders zu denken und zu handeln. Eine Pille gibt es dafür nicht. Sie würde auch nicht reichen.

Denn Medikamente sind oft nur ein Ansatz. Veränderung fängt im Denken und im darauffolgenden Handeln an.

Berufsbilder werden verändert

Der allgemeine Fachkräftemangel betrifft auch das Gesundheitswesen. Das hat zum einen demografische Gründe wie:

  • Wir werden älter.
  • Babyboomer gehen in Rente.
  • Migration.

Zum anderen muss Gesundheit immer aufwendiger mit Daten erfasst werden. Das bedeutet vor allem viel mehr Administration im Pflegeberuf.

Das ist ungefähr so, wie wenn wir den Beruf Gärtner lernen würden und dann reihenweise Formulare ausfüllen müssten. Das Draussen und das Gestalten fallen immer mehr weg.

Wenn man Berufsbilder an der Basis massiv verändert, darf man sich nicht wundern, wenn es an Kündigungen nur so rasselt!


Menschen brauchen eine Arbeit mit Sinn!

Die Gründe für das berufliche Abwandern sind bekannt. Es fehlt an

  • Respekt
  • Wertschätzung
  • Entwicklungsmöglichkeiten
  • Fairer Entlöhnung
  • Wertekongruenz

Gemäss dem sogenannten «Employee Engagement Index» von Gallup, Report 2023, sind nur 11 Prozent der Angestellten wirklich leistungsbereit - und das aus eigenem Antrieb. Der Rest schlägt sich mehr oder weniger durch. Mit Koffein, Fastfood, Energydrinks, Psychopharmaka und vermehrten Krankschreibungen.

Korrekturen sind angesagt.


Leitungsfunktionen für die Besten

Dass die Besten aus ihrem Fach Führungskräfte werden, ist ganz natürlich. Sie haben bewiesen, dass sie mehr erreichen wollen. Dieses «Mehr» betrifft das Fachliche. Das Menschliche wird leider oft übergangen.

Das Wichtigste für Mitarbeitende hingegen ist die eigene Zufriedenheit. Dazu braucht es Selbstwirksamkeit, Autonomie und Gemeinschaftsgefühl. (Quelle: «Was der Fachkräfte­mangel mit unfähigen Chefs zu tun hat»).

Bei der Leistungsfähigkeit gibt es Grenzen. Auch bei Maschinen. Lassen wir diese die ganze Zeit auf Hochtouren laufen, ist die Abnützung umso grösser. Und plötzlich der Knall. Ende. Aus. Maschinen haben eben auch menschliche Züge.

Zum Knall muss es nicht kommen, wenn man zum Beispiel Ziele realistischer setzt.


Fachkräfte-Chance: Welche Farbe hat dein Durst?

Die bekannte Getränke-Werbung zeigt Wichtiges auf:

  • Unsicherheiten so gut wie möglich klären mit Fragen stellen.
  • Individuelle Bedürfnisse erkunden und dann von Unternehmensseite her handeln.
  • Lösungen anbieten.

Was ist möglich? Wie kann das Bedürfnis von Mitarbeitenden erkannt und erfüllt werden? Wie können individuelle Ziele der Mitarbeitenden in die Unternehmensziele eingegliedert werden?

Idealerweise haben Mitarbeitende, Führungskräfte und Unternehmen die gleiche Vision und ähnliche Ziele. Dazu muss man sie kennen. Darüber reden. Erkunden. Nachfragen. Ermutigen.

Mitarbeitende leisten gerne viel und auch mehr, wenn die Voraussetzungen stimmen.

Voraussetzungen sind zum Beispiel, dass Führungspersonen ihr Team kennen. Gemeint sind Stärken, Schwächen, Leidenschaften, Ängste.

Nicht um dies auszunutzen. Sondern um zu verstehen. Und zu begleiten.

Mitarbeitende und sich selbst pflegen. Auch die mentale Gesundheit ernst nehmen. Vielleicht gelingt noch nicht der grosse Wurf.

Aber jeder noch so kleine Schritt ermöglicht erste Veränderungen.

23.1.2024, Andreas Räber, Enneagramm Trainer Cp, Wetzikon