Coaching-Tipp: Selbstcoaching - Wie wir mit Ängsten umgehen können

Die derzeitige Corona-Pandemie hat uns ganz plötzlich Grenzen und Gefahren aufgezeigt, die wir in unserer heutigen Gesellschaft nicht für möglich gehalten hätten. Massive Einschränkung, Ausgeliefertsein, Orientierungslosigkeit etc. bilden die Grundlage für selbstmutierende Ängste.

«Was danach kommt, macht mir Angst» wird Psychiater Erich Seifritz im Artikel «Unsere Psyche in der Corona-Krise» (NZZ 18.4.2020) zitiert. Ängste können uns lähmen. Manchmal haben wir sogar Angst vor der Angst. Vor ihren Auswirkungen. Ihr Einfluss auf unseren Kräftehaushalt ist enorm. Unter Angstzuständen Motivation zu finden, scheint unmöglich. Unsere Psyche bewirkt eine Schwere, als ob wir ein Vielfaches unseres Körpergewichts mit uns herumtragen müssten. Was können wir tun? Ängste zu verdrängen ist schlecht, sie schönzureden auch. Besser ist es, ihnen mit Respekt und Abstand zu begegnen.

Wieweit sind wir unseren Ängsten ausgeliefert?

«Gestalte Dein Leben, bevor es dich gestaltet» lautet ein bekanntes Zitat. Gestalten bedeutet, mit dem Leben und allem, was es mit sich bringt, einen Umgang zu finden.

Umgang bedeutet, die Herausforderungen des Lebens, wie zum Beispiel unsere Ängste, als Teil unseres Menschseins zu akzeptieren.

Unsere Angst, richtig gedeutet, macht auch Sinn. Sie wahrzunehmen, anzuschauen und einzuordnen, entlastet.

Wir haben vielleicht mehr Möglichkeiten als uns bewusst sind

Wir bestimmen mit, in welcher Form Ereignisse auf uns wirken können. Im Allgemeinen neigen wir dazu, Unangenehmes möglichst wegzustecken. Je nachdem, wie unser psychischer Zustand ist, können wir uns jedoch schlecht oder gar nicht abgrenzen. Wie bei vielen Dingen ist Früherkennung die beste Methode, etwas zu verhindern oder möglichst schnell davon wegzukommen. Ein möglicher Ansatz dafür ist Selbstcoaching.

Selbstcoaching: Ereignissen die richtige Bedeutung geben

Verdrängen oder Dramatisieren bringen niemand weiter.

Wahrnehmen und sich fragen, warum uns etwas beunruhigt, ermöglicht, geeignete Massnahmen dagegen zu ergreifen.

Wenn in unserer Kindheit das Geld knapp war, werden im Zusammenhang mit Corona vielleicht Angst vor Jobverlust, Arbeitslosigkeit etc. wichtige Themen sein. Gesellige Menschen werden eher Angst vor Isolation oder Einsamkeit verspüren.

Wenn wir die Gründe unserer Ängste erkennen, ist Veränderung möglich.

Die wichtigste Massnahme ist, frühere Erkenntnisse mit dem Heute abzugleichen und ihnen eine reflektierte Bedeutung zu geben.

Beispiel: Arbeitslosigkeit vor 30 Jahren und heute hat zwei verschiedene Gesichter. Sie hat nicht mehr die gleichen Voraussetzungen und Herausforderungen. Heute haben wir mehr Möglichkeiten, uns beruflich neu zu orientieren.

Ereignisse und Infos sollten immer ins richtige Licht gerückt werden. Durch Selbstcoaching kann man sie bewusst neutralisieren und mögliche Chancen darin erkennen (z. B. berufliche Neuorientierung). So bleiben Ihnen wertvolle Kraft und erreichbare Perspektiven.

Es gibt immer die Möglichkeit von professioneller Begleitung

Im Umgang mit Ängsten können wir mehr beeinflussen, als wir uns vielleicht bewusst sind. Doch alles hat seine Grenzen. Es gibt Situationen, wo man selbst nicht mehr weiterkommt. Dann ist es wichtig, sich Hilfe zu holen. Ein offenes Gespräch mit einer vertrauten Person kann ein erster Schritt sein. Es auch sehr ratsam, rechtzeitig professionelle Hilfe zu beanspruchen. Wenn Ängste überhandnehmen, empfiehlt sich darum eine Kontaktaufnahme mit einem Arzt oder Psychiater.

«Was danach kommt, macht mir Angst.» Diesem anfangs erwähnten Zitat erlaube ich mir ein anderes gegenüberzustellen. Eines, das nicht nur eine gesunde Fehlerkultur erlaubt, sondern auch sehr motivierend und entspannend wirkt.

«Du kannst nicht verlieren. Entweder du gewinnst oder du lernst daraus.» (Quelle unbekannt)

18.9.2020, Andreas Räber, GPI®-Coach, Wetzikon