Coaching-Tipp: Stressmanagement im Berufsalltag. Sichtweisen ändern.

Wir sind mitten im hektischen Alltag. Termin-, Beziehungs-, Administrationsdruck und vieles mehr halten uns immer auf Trab. So ist es auch im Gesundheitswesen. Dort dreht sich das Hamsterrad sogar rund um die Uhr. Gibt es Möglichkeiten, den Berufsalltag zu beruhigen?

Erschöpfung, Schlafstörungen und chronische Kopfschmerzen gehören zu den typischen Stress-Symptomen. Doch Stress hat noch andere Auswirkungen. Wer gestresst ist, kann sich nicht mehr voll auf seine Aufgaben konzentrieren. Die Gefahr, nur noch oberflächlich zu denken, zu handeln und zu fühlen, ist gross. Gestresste Menschen nehmen in der Folge weder sich noch andere richtig wahr.

Immer mehr Leistung in immer weniger Zeit

Das Gefährliche am Stress ist, dass er einen oft schleichend zermürbt. Wir leben in der Meinung, dass der Zustand nur vorübergehend ist. Und plötzlich sind wir mitten drin. Immer mehr Arbeit, immer weniger Zeit. Knappe Personalressourcen, Krankheitsausfälle, das Sozialleben beginnt zu leiden und vieles mehr. Kein Zustand, den man auf Dauer aushält. Wo der Stress zuschlägt, muss gehandelt werden.

Möglichkeiten zum Handeln

Man kann sich zum Beispiel einen anderen Job suchen. Es ist von Vorteil, sich laufend über das aktuelle Stellen-Angebot zu informieren. Manchmal kann sich ein Stellenwechsel durchaus lohnen. Doch bei jedem Arbeitgeber können gezielte Massnahmen ein Team und damit auch den Spirit verändern. Und plötzlich ist alles wieder wie vorher und wir sind wieder im Berufsstress.

Daraus stellt sich die Frage, wo unser eigener Ansatz liegt.

Wir arbeiten an dem, wo wir den grössten Einfluss nehmen können. An uns selbst. An unserer Einstellung. Wir versuchen zum Beispiel, den Ereignissen und Meinungen eine andere Bedeutung zu geben.

Der griechische Philosoph Epiktet war der Überzeugung:

«Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinung, die wir von den Dingen haben.»

Menschen beschreiben Aufgaben oder Ereignisse ganz unterschiedlich und geben dem Ganzen je nach Erziehung, Erfahrung und Kompetenzen eine persönliche Bedeutung. Setzen wir hier an. Eine (Berufs)Welt verändert sich nicht auf die Schnelle. Aber durchs Dranbleiben bei uns selbst entstehen erste, vielleicht nur kleine, aber ermutigende Erfolge. Dafür lohnt es sich, den Tag nochmals zu reflektieren. Versuchen wir zum Beispiel jeden Tag, ein Ereignis aus einem anderen Blickwinkel anzuschauen und ihm so eine andere Bedeutung zu geben. Es gibt viele Lösungen, die wir noch nicht kennen und es müssen nicht unsere sein.

Verändern wir uns, dann verändern sich auch andere und somit das ganze Team-Mobilé

Durch unsere eigene Denkweise und unser Verhalten haben wir mehr Einfluss als uns bewusst ist. Vielleicht nehmen wir die ersten Erfolge nicht so schnell wahr. Was sich im Inneren verändert, braucht seine Zeit, bis es sichtbar wird.

Der erste Schritt: Selbstreflexion

In dem sehr lesenswerten Buch «Mut tut gut» von Theo Schoenaker wird die Geschichte einer Grossmutter erzählt. Diese Grossmutter hat sich gefragt, wie sich wohl ihr Enkelsohn bei ihr so fühle. Sie versuchte sich in ihren Enkel hineinzuversetzen und nahm ihre Kommunikation bewusst wahr. Dabei wurde ihr bewusst, dass sie selbst nie so von jemanden angesprochen werden wollte, wie sie mit ihrem Enkelsohn sprach. Ungeduld, Besserwisserei, Bevormundung, mangelndes Einfühlungsvermögen. Als sie ihn abends ins Bett brachte, erzählte sie ihm, welche Übung sie gemacht hatte. Er hörte zu und verstand. Sein Gesichtsausdruck zeigte, wie gut ihm diese Offenheit tat. Plötzlich umarmte er sie und sagte: «Ach, Omi, du bist lieb! Meine Omi!»

Motivation gewinnt

Auch einer (Arbeits-)Beziehung kann eine andere Bedeutung gegeben werden. Hinsehen und authentisch sein braucht Mut. Doch das Resultat kann beeindrucken. Ob sich der stressige Alltag verändert? Vielleicht nicht unbedingt. Aber er fühlt sich anders an, vielleicht sogar motivierend.

14.1.2020, Andreas Räber, GPI®-Coach, Wetzikon